Oikocredit in Zentralamerika - Erfahrungen eines Anlegers
Gerado Corrales - Mikrofinanzkunde
Oikocredit arbeitet in 67 Ländern, mehrheitlich in Afrika, Asien, Osteuropa und Lateinamerika. Ueli Burkhalter, Anleger und Vorstandsmitglied von Oikocredit deutsche Schweiz, kehrte kürzlich aus Zentralamerika zurück, wo er das dortige Regionalbüro und zwei Länderbüros von Oikocredit, sowie Projektpartner und EndkundInnen der Entwicklungsgenossenschaft besucht hatte.
Hat dein Besuch deine Wahrnehmung der Arbeit von Oikocredit verändert?
Ich würde sagen, es hat meine Wahrnehmung nicht verändert, aber erweitert. Meine Erfahrung in Zentralamerika hat mir geholfen, mehr über die Arbeit von Oikocredit vor Ort und in den Projekten zu erfahren. Als Mitglied und Vorstandsmitglied eines Förderkreises wusste ich stets mehr über die Seite der AnlegerInnen als über die Seite der Investitionen. Die Gelegenheit für längere Zeit im Regionalbüro in Costa Rica, aber auch in den umliegenden Länderbüros von Oikocredit mitzuarbeiten, half mir zu sehen wie wichtig die Beziehungen zwischen Oikocredit-Mitarbeitenden vor Ort, Projektpartnern und Endkunden sind.
Was ist das Wichtigste, das du während deines Aufenthalts in Zentralamerika gelernt hast?
Ich habe höchst motivierte Oikocredit-Mitarbeitende kennengelernt, die sich sehr für unsere Projektpartner engagieren. Ich war beeindruckt zu sehen, wie sehr Oikocredit Teil eines ganzen Netzwerks von Organisationen ist, die sich in Zentralamerika für Entwicklung einsetzen. Die Entwicklungsgenossenschaft ist in der Region eine Art Label geworden. Nach sorgfältiger Prüfung der Projekte und Auszahlung eines Kredits an einen Oikocredit-Partner kommt es oft vor, dass weitere Geldgeber folgen. Andere Organisationen und Investoren anerkennen die gute Arbeit, die Oikocredit für die Entwicklung in der Region leistet.
Was war das grösste Aha-Erlebnis für dich?
Während meiner Zeit in Costa Rica hatte ich unter anderem Gelegenheit, einen Endkunden des Oikocredit-Mikrofinanzpartners FIDERPAC zu besuchen. Obwohl in Kilometern gemessen nicht sehr weit weg von San José, waren wir doch stundenlang mit dem Jeep unterwegs. Endlich trafen wir den Endkunden Gerardo Corrales, der dank eines Kredits von FIDERPAC Kaffeepflanzen züchtet, die er dann an andere Kaffeebauern weiterverkauft. Voller Stolz führte er uns herum. Er erzählte uns, dass all dies nur dank eines Kredits möglich sei. Ich hatte bereits vorher gewusst, dass Oikocredit mit Partnern in ländlichen Gebieten zusammenarbeitet. Aber selber zu erleben und vor Ort zu sehen, was das heisst, war für mich ein wirkliches Aha-Erlebnis. Die Partner von Oikocredit vermögen die Lebensumstände von Menschen in ländlichen Gebieten tatsächlich zu verbessern.
Welche sozialen Auswirkungen hast du in der Region gesehen?
Eine der wichtigsten Auswirkungen, die ich erlebt habe, war die Stärkung und Ermächtigung von Frauengruppen, beispielsweise in Costa Rica. Im Gespräch erzählten sie mir, dass sie bei ihren Zusammenkünften nicht nur über Geldangelegenheiten und ihre Geschäfte sprechen würden. Die wachsende Frauensolidarität innerhalb der Gruppe sei für sie mindestens ebenso wichtig. In der Dominikanischen Republik traf ich einen Projektpartner von Oikocredit, eine Genossenschaft, die den Kindern des Dorfes aus ihren Gewinnen gratis Schulmaterial abgibt und für die Kinder der Genossenschaftsmitglieder Stipendien bezahlt.
Aber das Wichtigste für mich war zu sehen, wie ein Darlehen eines Projektpartners von Oikocredit Menschen ermutigt und befähigt. Ich sah, wie ein Kredit hilft, Geschäftsideen zu verwirklichen und kreative Ideen beflügelt!