Oikocredit vor Ort in Kolumbien: Interview mit Sheila Falen
Sheila Falen ist bereits seit 2011 für Oikocredit tätig. Sie begann als Mitarbeiterin im Regionalbüro in Peru. Seit Januar 2014 ist sie die Oikocredit-Länderbeauftragte für Kolumbien. In diesem Gespräch erzählt Sheila Falen über ihre Aufgaben und stellt den Oikocredit-Partner vor, der ihr besonders am Herzen liegt.
Bitte beschreiben Sie uns einen typischen Arbeitstag? Wie oft besuchen Sie die Oikocredit-Partnerinnen und Partner?
Unsere Partnerinnen und Partner vor Ort zu besuchen, ist der aufregendste Teil der Due Diligence-Prüfung. Zum einen, weil ich dadurch die Möglichkeit habe, interessante Personen kennenzulernen. Zum anderen, weil ich raus aufs Land komme, gerade wenn es sich zum Beispiel um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt. Wenn ich die von mir betreuten Partnerinnen und Partner besuche, verbringe ich außerdem mindestens einen Tag damit, ihre Arbeit in der Praxis kennenzulernen. Ja, und wenn es sich da um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt, ist früh aufstehen für mich ein Muss!
So ein typischer Tag beginnt dann um fünf Uhr morgens. Die Farmen sind oft weit von unserem Bürostandort entfernt und wir sehen uns an, welche Projekte mit den Darlehen umgesetzt wurden und werden: Wir begutachten die Nutzpflanzen selbst, aber auch die Arbeitsbedingungen vor Ort, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behandelt werden, wie sie sich organisieren, die Betreuung der Mitglieder und der Organisation selbst, die Einhaltung betriebsinterner Richtlinien und vieles mehr…
Ich selbst lebe in Lima, Peru, und reise durchschnittlich einmal pro Monat nach Kolumbien. Jeden Partner und jede Parterin, den oder die ich betreue, besuche ich mindestens einmal im Jahr.
Wie hoch ist das Portfolio von Oikocredit in Kolumbien? Und wie beurteilen Sie die Zukunft für Oikocredit in diesem Land?
Insgesamt haben wir in Kolumbien 19 Partner, darunter sind 13 Mikrofinanzinstitutionen (MFI) und sechs Projektpartner. In Anteilen des Portfolios sind also 17 Prozent in Form von Darlehen an verschiedene Projekte und 83 Prozent an MFIs vergeben.
Oikocredit unterstützt in Kolumbien vor allem im Bereich der Landwirtschaft die Möglichkeit zur Wertschöpfung. Hier gibt es große Wachstumschancen. Die Zukunft ist vielversprechend, wir müssen jedoch weiter hart dafür arbeiten, unsere Ziele zu erreichen. Denn zu unseren momentan größten Herausforderungen zählen neue Reglementierungen und Veränderungen im Bereich der Besteuerung in Kolumbien selbst.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Oikocredit in Kolumbien?
Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit, jene Projekte zu finden, die unseren sozialen, finanziellen und ökologischen Standards entsprechen. Und wir sind ergänzend auf der Suche nach einer passenden Partnerschaft im Bereich erneuerbare Energien, um das Portfolio auch in diesem Bereich zu erweitern.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Leistung von Oikocredit in Kolumbien?
Das große Angebot an Darlehen – die Darlehen in lokaler Währung machen uns zu einem einzigartigen internationalen Partner für das Land. Außerdem bietet Oikocredit Programme zum Kapazitätenaufbau für soziale Initiativen an. Denn es war uns schon immer wichtig, unsere soziale Mission nicht aus den Augen zu verlieren. Oikocredit ist eben nicht nur ein finanzieller Partner!
Welcher ist Ihr liebster Oikocredit-Partner in Kolumbien und warum?
Das ist Red Ecolsierra, ein Unternehmen, das in Sierra Nevada de Santa Marta Kaffee produziert. Dieser Partner ist mit uns gewachsen. Wir haben an ihn geglaubt, als das Unternehmen noch sehr klein war und mittlerweile ist Red Ecolsierra eine fest verankerte Organisation, die gekennzeichnet ist durch steigenden Umsatz und einen positiven Jahresabschluss.