Nicaragua: Mehr als nur guter Kaffee
Warren Armstrong, Aldea Global
Asociación Aldea Global ist eine Nonprofit-Organisation von Kleinbäuerinnen und -bauern in Jinotega im Norden von Nicaragua. Ihre 1.457 Mitglieder bauen dort in den Bergen fairen und biologischen Kaffee für den Export sowie Gemüse für den heimischen Markt an.
Aldea Global bietet ihren Mitgliedern Mikrokredite und technische Unterstützung und hilft ihnen bei der Vermarktung ihrer Produkte. Wir sprachen mit Warren E. Armstrong, der seit 2000 Geschäftsführer von Aldea Global ist. Der US-Amerikaner lebt seit 1985 in Nicaragua.
Was unterscheidet Kaffee aus Nicaragua von anderem Kaffee, zum Beispiel aus Brasilien oder Costa Rica?
„Ich denke, die meisten Leute wissen gar nicht, dass Kaffee schon seit über 150 Jahren in Nicaragua angebaut wird. In Jinotega wird 60 Prozent des Kaffees aus Nicaragua angebaut. Kaffee aus Brasilien und Costa Rica ist bekannter, das sind gut gemachte Marken.
Als 2002 in Nicaragua zum ersten Mal die Auszeichnung „Cup of Excellence” für qualitativ hochwertigen Kaffee verliehen wurde, gewannen zwei Kleinbauern von Aldea Global. Das hat dazu beigetragen, dass Kaffee aus Nicaragua nun vermehrt als Qualitätskaffee wahrgenommen wird. Nicaragua-Kaffee ist in vielen Kaffeemischungen enthalten, nur wissen das die Konsumenten nicht.“
Was unterscheidet Aldea Global von anderen Kaffeeproduzenten in Nicaragua?
„Unsere Organisation besteht aus über 1,400 Bauernfamilien. Ungefähr die Hälfte davon baut Kaffee an, die andere Gemüse und andere Erzeugnisse. Aber was uns meiner Meinung nach wirklich unterscheidet, ist unser Kreditangebot. Wir bieten unseren Mitgliedern Betriebskapital, damit sie ihre ländlichen Betriebe auf- und ausbauen können. Wir wollen die Qualität und Produktivität der Kleinbetriebe steigern und deshalb passen wir die Kredite den Investitionsplänen, Rückzahlungskapazitäten und dem Rückzahlungswillen der einzelnen Bäuerinnen und Bauern an.“
Wie sieht die Beziehung zwischen Aldea Global und ihren Mitgliedern aus?
„Die Bäuerinnen und Bauern werden bei uns nicht nur Mitglied, um Kredite zu bekommen, sondern sie suchen Unterstützung beim Verkauf und der Vermarktung ihrer Produkte. Die Mitglieder wollen dazugehören: Sie wollen Teil eines transparenten Prozesses sein und den bieten wir. Wir versuchen auch einen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten, indem wir unseren Mitgliedern Weiterbildung in Finanzen und Kreditmanagement sowie in der Organisation des Gemeinwesens und Gleichberechtigung bieten.
Wir wollen, dass unsere Mitglieder sich gut unterstützt fühlen. Deshalb bieten wir den Kindern unserer Mitglieder kleine Ausbildungsstipendien und wir haben einen Fonds für medizinische Notfälle. Wir bewerben auch kleine Initiativen wie tragbare Wasserfilter für zuhause und wir stellen sogar Trikots für eine Baseball-Mannschaft vor Ort.“
Was bietet Aldea Global für Frauen an?
„Gleichberechtigung ist einer der Grundwerte unserer Organisation. Wir haben kürzlich unsere Satzung geändert, damit Frauen nun mindestens 40 Prozent der Generalversammlung ausmachen. Wir bieten auch Schulungen für Kleinbetriebe von Frauen, damit sie ihr eigenes Einkommen verdienen können.
In Nicaragua gehören die Landtitel zu 85 Prozent den Männern. Aldea Global bietet Frauen finanzielle Unterstützung, damit sie Land in ihrem Namen oder gemeinsam mit ihrem Partner eintragen lassen können. Unsere Gleichberechtigungsstrategie macht unser Geschäftsmodell nachhaltiger.“
Aldea Global ist seit 2007 Partner von Oikocredit. Oikocredit hat Aldea Global nach Kriterien der Umweltverträglichkeit, sozialen Leistungsfähigkeit und verantwortungsvollen Unternehmensführung bewertet. Die Organisation erreichte eine sehr hohe Punktzahl (91 von 100 möglichen Punkten). Aldea Global unterhält strategische Allianzen mit Kaffeeimporteuren in USA und Europa und ist eine anerkannte Organisation im Kaffeesektor.