Wie der Oikocredit-Partner Weziza den Zugang zu Strom in Benin verbessert
Status-Check: Zweieinhalb Jahre nach der Investition von Oikocredit in das netzunabhängige Unternehmen Weziza sehen wir uns an, wie ein besserer Zugang zu Strom die wirtschaftliche Entwicklung in Westafrika unterstützt. Die neuen Mini-Netze haben sich positiv auf mehr als 2.500 Haushalte und 15.000 Menschen ausgewirkt.
Im April 2021 investierte Oikocredit 1,4 Millionen Euro in Weziza, ein netzunabhängiges Unternehmen für dezentrale Energieversorgung in Benin, um 40.000 Menschen in dem westafrikanischen Land mit Strom zu versorgen.
Nach Angaben der Weltbank haben nur 42% der Bevölkerung Benins Zugang zu Strom. Damit liegt das Land unter dem Durchschnitt der afrikanischen Länder südlich der Sahara als Ganzes, wo die Elektrifizierungsrate bei 47,5 % liegt.
Weziza ist eine Tochtergesellschaft von Energicity, einem globalen Unternehmen für die Energiewende, das Solarlösungen für Kund*innen in Schwellenländern anbietet.
Um sich über die Arbeit von Weziza in Benin zu informieren, sprach Oikocredit mit Inès Ekagnon, der Leiterin der Kundenbetreuung und Geschäftsentwicklung, Vincenzia Winsou, der Community Managerin des Unternehmens und Gebietsmanagerin in Djida und Aplahoué, und Émile Tokémé, einem Gebietstechniker in Takpachiomey.
Das Interview wurde auf Französisch geführt und ist im Folgenden übersetzt.
Können Sie uns etwas über Ihre Aufgabe bei Weziza Benin erzählen?
Inès Ekagnon: Wezizas Aufgabe ist es, der Bevölkerung Benins, die am Stadtrand sowie am Land lebt, durch innovative Mini-Netzlösungen Zugang zu Strom zu verschaffen. Darüber hinaus möchte Weziza ein Modell für Innovation und Entwicklung für Benin sein. Als Leiterin der Abteilung Kundenbetrieb und Geschäftsentwicklung ist es meine Aufgabe, Strategien zu entwickeln, um die Gemeinden, die wir bedienen, von der Projektentwicklungsphase über den Bau der Mini-Netze bis hin zu deren Betrieb einzubinden und Loyalität aufzubauen.
Vincenzia Winsou: Als Community Managerin bin ich von Anfang an in jedes Elektrifizierungsprojekt involviert, von der Start-up-Phase über die Wachstumsphasen bis hin zur Reifephase. Ich stelle dem Gemeinderat die Details und Vorteile des Projekts vor, bevor ich sie mit den Gemeinden teile. Gleichzeitig klären mein Team und ich die Menschen über elektrische Gefahren auf, damit sie Zwischenfälle vermeiden können. Bei Bedarf können sie mir Fragen stellen.
Émile Tokémé: Ich bin Gemeindetechniker in Takpachiomey, meinem Heimatdorf. Ich wurde für den Aufbau der Mininetzwerke rekrutiert und bin dann dem Team als Techniker beigetreten. Das ist eine echte Chance für mich und meine Familie, denn trotz meines Diploms war ich bisher gezwungen, auf den Feldern zu arbeiten.
In welchem Zusammenhang steht Ihr Auftrag mit der aktuellen Situation in Benin?
Inès: In Benin haben nur 53,9 % der Stadtbevölkerung Zugang zu Elektrizität, während es in den Stadtrandgebieten und auf dem Land nur 6,6 % sind. Einige Regionen des Landes sind nicht einmal in die Programme zur Ausweitung des Zugangs zur Elektrizität einbezogen, was bedeutet, dass sie mindestens in den nächsten zehn Jahren keinen Strom haben werden. Wir haben die Départements Zou, Collines und Couffo als die besten Orte für die Umsetzung unserer Lösungen identifiziert, weil diese Gebiete ein großes wirtschaftliches und gesundheitliches Potenzial haben, sich aber ohne Strom nicht entwickeln können.
Vincenzia: In der Tat haben viele Dörfer in Benin keinen Zugang zu Elektrizität. Wir haben eine Rundreise durch das Land gemacht, um sie zu identifizieren. Vorerst sollen 40 Orte elektrifiziert werden, und ab 2024 werden wir weitere Orte hinzufügen.
Wie haben die lokalen Gemeinschaften auf Ihre Ankunft reagiert?
Vincenzia: Am Anfang war es nicht einfach, denn einige Betreiber hatten bereits Projekte zur Stromlieferung gestartet, ohne das Projekt tatsächlich durchzuführen. Die Menschen, die ich getroffen habe, haben nicht an uns geglaubt. Ich musste sie mit stichhaltigen Argumenten überzeugen und Fristen für unsere Arbeit setzen, die wir gewissenhaft einhielten. Dank unseres Ansatzes konnten unsere Kund*innen, die wegen des Strommangels nicht mehr arbeiten konnten, schließlich ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
Emile: Die Ankunft von Weziza hat in Takpachiomey, wo ich lebe und arbeite, alles verändert, weil wir nicht mehr in der Dunkelheit leben. Abends gibt es weniger Viehdiebstähle, und die Menschen können ihren Geschäften nachgehen: Fisch oder Fleisch verkaufen, weil sie zum Beispiel eine Gefriertruhe benutzen können, oder als Schweißer*in oder Müller*in arbeiten. Das stärkt die Wirtschaft.
Wie werden finanzielle Inklusion und soziale Verantwortung bei Weziza integriert?
Inès: Wir integrieren sie, indem wir diversifizierte Zahlungslösungen anbieten, damit die Kund*innen unsere Einrichtungen nutzen können. Das Mietsystem für Geräte bedeutet zum Beispiel, dass die Zahlungen je nach den Möglichkeiten der jeweiligen Abonnenten aufgeteilt werden können. Ebenso bieten wir ein Finanzierungsprogramm für Frauen an, bei dem sie für einen Stromanschluss 1.000 XOF statt 17.000 XOF zahlen. Die restlichen 16.000 XOF können später gezahlt werden.
Vincenzia: Die soziale Wirkung unserer Initiativen ist ebenso wichtig wie die wirtschaftlichen Effekte. Als ich einige Gemeinden besuchte, gab es kein Gewerbe, keine wirtschaftliche Aktivität, weil man dazu in die Stadt hätte ziehen müssen. Heute höre ich von unseren Kund*innen und Abonnent*innen dank des Zugangs zu Elektrizität, Ausrüstung und unserer Unterstützung Dinge wie: "Wir haben unsere Gewinnspannen erhöht" und "Wir haben unseren Umsatz gesteigert". Ich stelle fest, dass die Menschen glücklicher und zufriedener sind, und das bedeutet mir sehr viel.
Wie hat Ihnen die Finanzierung durch Oikocredit konkret geholfen?
Inès: Die Investitionen von Oikocredit helfen uns, unsere Ziele zu erreichen, z. B. die Einrichtung von 20 Mini-Netzen. Sie helfen uns auch bei der Finanzierung des Zugangs zu den für die Produktion benötigten Materialien und Ausrüstungen und bei der Umsetzung unseres Leasingprogramms, mit dem Haushalte Gefrierschränke oder elektrische Mühlen gegen eine Pauschalgebühr nutzen können. Dank der Oikocredit-Investitionen haben wir inzwischen einen Großteil der Mini-Netze installiert, was sich positiv auf mehr als 2.500 Haushalte und 15.000 Menschen auswirkt. Wir haben 520 aktive Kund*innen registriert, darunter 91 Frauen.
Vincenzia: In der Tat konnten wir von Installationen profitieren: elektrische Mühlen, Batterien, Solarpaneele, Strommasten... In dem Technikraum, in dem ich jetzt bin, haben wir zum Beispiel 72 Batterien und 60 Solarpaneele. Die Erhöhung unserer Kapazitäten dank der Finanzierung ermöglicht es uns auch, die Wartung zu unterstützen. Für den Fall eines Ausfalls, der zwar selten, aber nicht ausgeschlossen ist, haben wir von Montag bis Freitag eine gebührenfreie Rufnummer eingerichtet, über die man uns alarmieren kann und wir schnell reagieren können. An den Wochenenden bin ich bei Bedarf persönlich erreichbar.
Lassen Sie uns über die Finanzierung von Anlagen sprechen. Können Sie uns mehr über elektrische Mühlen und ihr Potenzial in Benin erzählen?
Inès: Früher wurden in den Gebieten, in denen wir arbeiten, dieselbetriebene Mühlen eingesetzt. Diese Mühlen sind in der Regel weit vom Dorf entfernt und sehr umweltschädlich. Wir konnten stattdessen elektrische Mühlen einsetzen, nachdem wir Feldstudien durchgeführt, Lieferanten ermittelt, Ausrüstung gekauft und die lokale Bevölkerung geschult hatten.
Die Vorteile sind unbestreitbar: Frauen müssen nicht mehr kilometerweit fahren, um ihr Getreide oder ihren Mais zu mahlen, da ihnen eine Mühle zur Verfügung steht, die zudem kein Kohlendioxid ausstößt. Dank dieser Mühlen, die im Vergleich zu den dieselbetriebenen Mühlen sehr wartungsarm sind, konnten wir außerdem bis zu 35 % der Wartungskosten einsparen. Schließlich können die Nutzer*innen der Mühlen auch ihr Einkommen mit den Anlagen steigern (z.B. durch den Betrieb einer kleinen Mühle).
Dank Oikocredit planen wir in naher Zukunft mindestens 16 elektrische Mühlen einzusetzen.
Ein abschließendes Wort: Haben Sie irgendwelche Hoffnungen oder Erwartungen für zukünftige Initiativen?
Inès: Wir hoffen, dass die Zusammenarbeit mit Oikocredit von Dauer sein wird, damit wir die Wirtschafts-, Gesundheits-, Sozial- und Bildungssysteme in diesen Gebieten weiter verbessern können.
Vincenzia: Unser Ziel ist es, im Jahr 2024 weiteren Orten Zugang zu Strom zu verschaffen. Bei Weziza steht die Maschine nie still!
Émile: Ich denke daran, den Preis für Khw zu regulieren, damit die Bauern und Bäuerinnen, deren Einkommen unregelmäßig ist, die Kosten besser tragen können. Ein Strombohrprojekt für die Landwirtschaft könnte auch in Benin von Bedeutung sein.
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