Stärkung unseres Auftrags: Mirjam 't Lam über die neue Art zu investieren
Mirjam 't Lam, Oikocredit's Managing Director
Oikocredit hat in den vergangenen Monaten in den meisten Ländern, in denen schon bisher ein Investment in die Genossenschaft möglich war, ein neues Anlagemodell eingeführt. Dieses ermöglicht es Privatpersonen oder Organisationen, die die Voraussetzungen erfüllen, direkt in die Genossenschaft zu investieren. Oikocredit-Geschäftsführerin Mirjam 't Lam berichtet, wie das neue Anlagemodell der Genossenschaft zustande kam.
Warum hat Oikocredit nach einem neuen Modell gesucht?
Als Oikocredit wollen wir weiterhin den Auftrag unserer Genossenschaft erfüllen. Wenn Sie die Welt um uns herum betrachten, sehen Sie zunehmende Ungleichheiten, wachsende Unsicherheiten und Menschen in einkommensschwachen Ländern, die unter den Auswirkungen des Klimawandels und von Naturkatastrophen leiden.
Vor diesem Hintergrund haben wir unser Anlagemodell überprüft und überlegt, wie wir die Mittel, die uns unsere Anleger*innen anvertrauen, jetzt und in Zukunft optimal einsetzen können. Dies führte zu einer Änderung des bestehenden Anlagemodells, das in verschiedenen Ländern über die Jahre entwickelt worden war. Mit dem neuen Modell werden wir in der Lage sein, die Kapitalgewinnung zu vereinfachen und damit unseren Auftrag besser zu erfüllen.
Was ändert sich für die Anleger*innen mit diesem Anlagemodell?
Für die Anleger*innen gibt es nur eine wesentliche Neuerung: die Möglichkeit direkt in die Genossenschaft zu investieren anstatt über einen Oikocredit-Förderkreis oder die Oikocredit International Share Foundation (OISF).
Das neue Anlagemodell ermöglicht es Anleger*innen in verschiedenen Ländern, Teil derselben globalen Gemeinschaft zu sein, und zwar zu denselben Bedingungen.
Warum hat Oikocredit nicht schon früher ein einheitliches Modell eingeführt?
Als Oikocredit vor fast 50 Jahren ihre Arbeit begann, wurden in mehreren Ländern Förderkreise gegründet. Jedes Land oder jede Region entwickelte eine eigene Identität, die mit den allgemeinen Werten von Oikocredit und den örtlichen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmte. Lange Zeit funktionierte dieses vielfältige Modell sehr gut. Doch in den letzten Jahren wurde es durch die zunehmende Regulierung schwieriger, ein von Land zu Land unterschiedliches Modell zu handhaben.
Wenn Sie sich ansehen, was im europäischen Kontext passiert, haben wir eine starke Harmonisierung der europäischen Gesetzgebung erlebt, die es Organisationen wie der unseren ermöglicht, ein einziges Gesetz zu befolgen und in ganz Europa tätig zu sein. Diese Harmonisierung und die Zusammenarbeit der Regierungen ermöglichen es uns nun, ein einheitliches Produkt, die Beteiligung, in mehreren Ländern anzubieten. Vor einigen Jahren wäre dies noch nicht möglich gewesen.
Wie hilft das neue Anlagemodell für die Umsetzung der Strategie von Oikocredit?
In unserer Strategie 2022-2026 wollen wir sicherstellen, dass wir mit dem uns anvertrauten Geld die Lebensbedingungen von Menschen mit geringem Einkommen verbessern. Wir wollen sie widerstandsfähiger machen, ebenso wie die Gemeinschaften, in denen sie leben. Durch die Schaffung eines einheitlicheren Anlagemodells erwarten wir, dass wir mehr Kapazitäten für Partnerschaften und Projekte haben werden, die diesen Gemeinschaften zugutekommen.
Weiterhin investieren unsere Anleger*innen jetzt über Beteiligungen direkt in die Genossenschaft. Sie werden Teil der weltweiten Oikocredit-Gemeinschaft zur Unterstützung unseres Auftrags, während sie über den Förderkreis mit ihrer lokalen Gemeinschaft verbunden bleiben. Es ist schön, dass wir mit dem neuen Modell eine direktere Verbindung zwischen den Gemeinschaften unserer Endkund*innen, Partnerorganisationen und unserer Anleger*innen und Förderkreisen herstellen können.
Ändert das neue Anlagemodell etwas an der Zusammenarbeit zwischen Oikocredit und ihren Partnerorganisationen?
Nein, daran ändert sich nichts. Das Schöne an dem neuen Modell ist, dass wir unsere Partnerorganisationen auch in Zukunft unterstützen können. Durch die Schaffung eines Modells, das wir für zukunftssicherer halten, erhalten unsere Partner mehr Sicherheit bei der Finanzierung durch unsere Anleger*innen. Dies gibt unseren Partnern und vor allem unseren Mitarbeiter*innen die Gewissheit, dass sie die Zusammenarbeit zur Erfüllung unseres Auftrags auch in den kommenden Jahren fortsetzen können.
Worauf sind Sie beim Entwicklungsprozess dieses Modells besonders stolz?
Ich bin wirklich stolz darauf, dass wir heute mit einem neuen Anlagemodell in fast allen Ländern, in denen wir Kapital einwerben, am Start sind.
Damit haben wir einen einzigen Weg, über den wir Anleger*innen um Geld bitten können. Und sicherstellen können, dass wir dieses Geld in unsere Partnerorganisationen investieren, damit diese einkommensschwachen Menschen die benötigten Produkte, Dienstleistungen und Chancen bieten können.
Dass uns dies als Genossenschaft gelungen ist, darauf bin ich stolz. Wir haben uns auf den Weg gemacht und die Grundsätze der Genossenschaft umgesetzt. Wir haben gut zusammengearbeitet und ein einfacheres Modell für Anleger*innen gefunden, was es der Genossenschaft ermöglicht, weiterhin im Globalen Süden zu investieren, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.
Worauf werden Sie sich als Nächstes konzentrieren?
Mit der Vereinfachung und Standardisierung des Investitionsprozesses für alle erwarte ich, dass wir mehr Zeit haben werden, um die Verbindung mit unseren Anleger*innen zu stärken . Wir können über die Förderkreise, aber auch auf digitalem Wege mit ihnen in Kontakt treten. Wir werden die lokalen Gemeinschaften von Anleger*innen wie auch die größere globale Gemeinschaft stärken, in Übereinstimmung mit unserer Strategie. Ich freue mich sehr auf diesen nächsten Schritt.
Am anderen Ende des Spektrums, bei unseren Partnerorganisationen, werden wir uns darauf konzentrieren, sie in die Lage zu versetzen, ihre Arbeit zu machen - in den unsicheren Zeiten, die die Welt derzeit erlebt. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Partner in der Lage sind, ihre Endkund*innen besser zu unterstützen. Wir werden daran arbeiten, diese Erfolge zu präsentieren, damit wir feiern und stolz darauf sein können, eine Genossenschaft zu sein, die widerstandsfähige Gemeinschaften unterstützt und die Menschen in diesen Gemeinschaften befähigt, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
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